Eigentlich
wollten wir heute alle zusammen zur
Biennale Shanghai 2012 fahren, aber da man Karten hätte reservieren
müssen, was wir zu spät erfahren hatten, fiel der Programmpunkt flach. Dazu kam, dass heute Morgen alle außer mir
ein bisschen krank waren und so konnte
ich, als Xioa Yu um 11 Uhr vor der Tür
stand, kurz entschlossen ein Ziel ansteuern, das ich mir fest vorgenommen
hatte: Das Doland – Doulun Museum für Moderne Kunst in der Duolun Lu und den ganz in der Nähe gelegenen
Lu-Xun Park mit der Gedenkstätte und dem Grab des Dichters Lu Xun im Stadtteil Honkou.
„Hokou war früher
ein Zentrum der Schriftsteller und des Films. Um daran zu erinnern, wurde die
Duolun Lu zur Fußgängerzone mit Denkmälern von Shanghaier Schriftstellern, mit
kleinen Museen und restaurierten Gebäuden umgewandelt.“
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Eingang zur Duolun Lu.
Hier stand auch dieses Denkmal |
Im Doland –Museum
fand diese Ausstellung statt.
Die Duolun Lu ist
wirklich sehenswert, auch wenn viele der erwarteten kleinen Musen geschlossen
hatten und die Galerien nur mäßig interessant waren. Schön waren die Häuserzeilen
im späten Lilong-Style. Von den prachtvollen
Fassaden gehen in regelmäßigen Abständen kleine Wohnstraßen ab, die überall
gleich aussehen und für unsere Verhältnisse ärmlich wirken. Oft sitzen die Leute
vor den Türen und unterhalten sich oder sie sitzen vor dem Eingang zur Straße. Leider kann man das oder wollte ich das nicht
fotografieren. Wie wäre es, wenn wir im Sommer auch auf den Bürgersteigen säßen??
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Blick in eine Wohnstrasse aus dem Obergeschoss des Museums. |
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Auf dem Weg zum Park kam ich wie immer an einer Abbruchstelle vorbei.
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Eingang zum Lu-Xun-Park |
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Hier werden die Verkaufsgegenstaende noch vor Ort hergestellt. |
Uberwaeltigt war
ich von einem Ereignis im Lu-Xun-Park. Sabine hatte zwar erzählt, dass es so
etwas gibt, aber ich hatte es mir nicht so überwältigend vorgestellt. Leider
kann man es nicht beschreiben. Mitten im Park, zwischen all den bunten Ständen,
hatte sich eine riesige Gruppe von Leuten versammelt, vielleicht hundert oder
mehr, die gemeinsam alte chinesische Lieder sangen. Sie sangen mit solcher
Konzentration und Inbrunst, dass mir fast ein Schauer über den Rücken
lief. Es war wunderschön.
Ich habe zwei junge Chinesen gefragt, ob sie
diese Lieder auch singen könnten. Sie lachten und sagten, dass ihre Eltern das
wohl noch könnten und täten, sie aber nicht.
Der Park war noch
festlich geschmückt wegen des Mid-Autumn –Festivals und hier sah ich auch den
Drachen aus Porzellan, von dem schon vor einiger Zeit in der Shanghai-Daily berichtet
worden war.
Im Lu-Xun-Museum,
Eintritt kostenlos aber mit Eintrittskarte, die man an einem kleinen Häuschen
bekam, erbot sich Lucie, eine Volontärin, mich herumzuführen und mir alles
Sehenswerte in Englisch zu erklären. Das war sehr schön.
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Lucie |
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Lu Xun |
In der Museumsbibliothek, in die sie mich führte,
habe ich zwei kleine Bändchen mit Erzählungen von ihm erstanden: „Morgenblüten abends gepflückt“ und „Wilde Gräser“.
„Lu Xun, der bedeutendste chinesische
Schriftsteller unseres Jahrhunderts, ist zwar auch in Deutschland kein ganz
unbekannter mehr. Aber eine Umfrage sogar unter dem literarisch gebildeten
Publikum über den Grad der Vertrautheit mit ihm und seinem Werk dürfte tief
Ernüchterndes zutage fördern. Über eine knappe Auswahl von Übersetzungen seiner
Erzählungen und Essays war man bisher ohnehin nicht hinausgelangt. Zudem waren
die Übersetzungen nicht immer gut gelungen, wenn sie nicht gar aus zweiter Hand
stammten. Manche von ihnen waren darüber hinaus seit vielen Jahren kaum noch
zugänglich. Nun also liegt uns endlich eine breite und repräsentative Auswahl
der Novellen, Kurzgeschichten, Essays und Gedichte Lu Xuns vor.“
Alles in allem
war es wieder einmal ein sehr interessanter Tag.
Abends waren Alex
und Sabine bei Titus chinesischem Freund Lance zum Abendessen eingeladen. Sie
kamen sehr zufrieden zurück. Eine Einladung bei Chinesen zu Hause gilt als große
Ehre.
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